Es war recht spät am Abend, als unsere Überführungs-Crew an der Oceanis 46.1 in der Marina Hohe Düne in Rostock ankommt: Auf dem Programm steht ein 250 Meilen langer Törn durch die Ostsee, den Nord-Ostsee-Kanal und einen Teil der Nordsee bis Bremerhaven. Der Grund – unsere ENJOY OCEAN ist nun an einen Eigner verkauft, der seine Yacht bei ENJOY CHARTER ins Management geben will – das Boot muss nach Griechenland.
Skipper Lars Reisberg, obschon recht müde nach einem langen Arbeitstag, entscheidet nach Wetterprüfung und Rücksprache, sofort auszulaufen: „Wir hatten nur ein kurzes Wetterfenster mit südlichen Winden für die kommenden 8 bis 9 Stunden, danach wäre der Wind eingeschlafen und wir hätten unter Maschine laufen müssen – keine schöne Aussicht.“ Die Zweimann-Crew legt sofort ab. Eine richtige Entscheidung, denn wir vorhergesagt kommt Wind aus Süd auf, zunächst mit nur 8 Knoten, später bis 22 Knoten.
Beste Segelperformance der OCEANIS 46.1
Die neue Rumpfform der OCEANIS 46.1, die sie von der großen Schwester, der OCEANIS 51.1 hat, begünstigt Windkurse ab etwa 60 Grad. „Bisher waren die an einem richtigen Ozean gebauten französischen Yachten hier bei uns als „Vorwind-Boote“ etwas belächelt, denn vor allem in der Ostsee müssen Skipper mit viel Amwind-Anteil bei einem Törn rechnen“, sagt Lars Reisberg. „Die neuen Rumpfformen segeln bei Wind bis rund 60 Grad einfach fantastisch!“ Die ENJOY OCEAN erreicht unter Vollzeug bei Wind um 18 Knoten und Böen bis 22 Knoten maximal 11.8 Knoten über Grund – bei einem Schnitt von 8-10 Knoten. Perfekt.
Die Nacht vergeht wie im Flug. Bis Fehmarn kann sich die Crew etwas im Wachrythmus abwechseln und so verlorenen Schlaf nachholen: „Der NAC3-Autopilot auf Jefa-Steueranlage verrichtet seinen Dienst einfach toll! Selbst bei Drückern kann die Automatik die Yacht sicher auf Kurs halten. Mich hat der geringe Stromverbrauch erfreut – selbst nach 10 Stunden unter Autopilot hatten wir keine Probleme bei der Batterieladung.“ Um Fehmarn genießt die Crew noch eine Halbwind-Schussfahrt, erst als sie aus dem Wellenschatten der Insel segeln nimmt der Seegang zu – wie auch der Wind.
„Leider zwingt uns dann die Frachtschifffahrt auf einen südlicheren Kurs in die Kieler Förde hinein, sodass wir bei 22-24 Knoten Wind und 1.5 m „Ostsee-Hackwelle“ gerefft am Wind segeln müssen.“ Hier zeigen sich vor allem die Unterschiede bei der Besegelung: Eine gereffte Furling-Genua erzeugt wesentlich weniger Vortrieb, als es eine kleinere Fock tun würde. Das gereffte Rollgroß trägt kaum zum Fortkommen bei: „Eigner sollten hier abwägen: Wie wichtig ist ihnen die Amwind-Performance an der Reffgrenze (und darüber hinaus)? In dem Fall rate ich zu Lattengroß-Großsegeln und einer flexibleren Vorsegel-Garderobe – wer hingegen im „Urlaubsmodus“ segelt und wem die einfache Einhand-Bedienung der Rollsegel wichtig ist, der wird die Kombination Rollsegel plus Elektrowinschen lieben.“ Immerhin segelt die OCEANIS 46.1 gerefft am Wind noch gute 4 Knoten.
Kraftvoll unter Maschine: Im Nord-Ostsee-Kanal
Nach 12 Stunden erreicht die Yacht Kiel und damit die Holtenauer Schleusen, die in den Nord-Ostsee-Kanal führen. „Ab in die Koje!“, lautet der Logbucheintrag an diesem Nachmittag, nachdem man noch glücklich war, eine Bootstankstelle zum Auffüllen der Kraftstofftanks gefunden zu haben. Am nächsten Morgen heißt es aber früh aufstehen: Da der NOK nur am Tage befahren werden darf und im November das Tageslicht nur kurz verfügbar ist, will Reisberg das Maximum nutzen. Punkt 6.30 Uhr kreuzt die „ENJOY OCEAN“ vor der Schleuse auf und meldet sich über Funk an.
Leider muss die Crew warten – stundenlang, denn bis zur Mittagszeit sind an diesem diesigen tage noch immer weite Teile des Kanals unter Nebelbänken verschwunden, sodass Sportboote Fahrverbot haben. „Endlich ging es los“, sagt Lars Reisberg, der sich an hektisches Sportboot-Schleusen am Kanal erinnert: „Das ist der Vorteil im Winter – es sind kaum noch Yachten unterwegs. Wir liegen zu zweit in der riesigen Kammer und haben so wenig Stress und Druck, die Yacht an den glitschigen Stegen festzumachen.“ Eine Besonderheit der OCEANIS 46.1, die hohen Kimmkanten, zwingen die Crew, die Fender bis auf die Wasseroberfläche abzulassen, um die Yacht sicher anzulegen.
„Das Fahren im Nord-Ostsee-Kanal ist eher langweilig“, gesteht Skipper Reisberg: „Man sieht auf dem B&G-Plotter ja die AIS-Signale der entgegen kommenden großen Frachter und kann so sicher vorab bereit stehen, um den Dickschiffen rechtzeitig auszuweichen. Ansonsten fährt die Yacht unter Autopilot, wobei eine stetig besetzte Wache selbstverständlich ist.“ Faszinierend ist die Fahrt zwischen Ostsee und Nordsee trotzdem. Die Yanmar-Maschine der OCEANIS läuft bei 2.400 Umdrehungen sehr ruhig und sparsam. Dabei schiebt er die Yacht mit knapp über 7 Knoten voran – mehr als genug. Dennoch nicht schnell genug: Die knapp 100 Kilometer bis Schleuse Brunsbüttel schafft die „ENJOY OCEAN“ an diesem Tag nicht, weshalb im Gieselau-Kanal übernachtet wird.
„Wir sind relativ früh an der Brunsbütteler Schleuse, die hinaus in die Elbe – und damit in die Nordsee – führt“, sagt Reisberg: „Das Schleusen geht auch hier reibungslos.“ Wer in der Nordsee segelt, der muss die Tide beachten: Bei Strom bis zu 4.5 Knoten sollten man je nach Ziel immer mit auflaufendem oder ablaufendem Wasser segeln – denn sonst macht hier auch der stärkste Yachtmotor keinen Sinn mehr.
Nordsee-Segeln: Schnell, aber abenteuerlich.
„Das frühe Aufbrechen in Rostock und der damit verbundene Tagesgewinn machten sich jetzt bezahlt: Da die Tide für uns sehr unvorteilhaft einsetzte, beschlossen wir, einen Extrastopp in Cuxhaven einzulegen. Besser, als in das Wattgebiet der Elbe durch die Nacht zu segeln.“ Schnell sind dank E-Winschen beide Segel der großen Yacht gesetzt. Die OCEANIS legt sich auf die Backe und springt sofort an.
„Wir haben ablaufend Wasser, der Strom schiebt uns also mit 2-3 Knoten“, so Reisberg: „Wir laufen bei 13 bis 15 Knoten Windgeschwindigkeit unter Vollzeug hoch am Wind und haben einen Riesenspaß!“ Auf diesem kurzen Stück kommt Regattafeeling auf – der Autopilot bleibt auf den knapp 15 Meilen nach Cuxhaven komplett aus, hoch auf der Kante segelnd tasten sich die Segler an die Windkante heran: „Dank Doppelruder kommt die Yacht mit sehr kleinen Ruderblättern aus. Von denen ist aber immer eines genau senkrecht im Wasser und kann so optimal angeströmt werden – man spürt kaum harten Ruderdruck, allerdings nach einiger Zeit durchaus Feedback und die Windkante.“ Man muss es eben einmal selbst probieren.
Unsere Überführungscrew schwelgt im Speed-Rausch und genießt einen klaren, sonnigen Novembertag auf der Elbe: „Nach den 50 Meilen auf dem Kanal war das flotte Segeln eine wahre Wohltat“, sagt Lars Reisberg: „Neben uns war nur eine Variante 38 auf dem Wasser, die allerdings mit einem sehr hohen Rigg und Laminatsegeln ausgestattet war – das Rennen war spannend, das Ergebnis auch vorhersehbar.“ Die Variante kann langsam Abstand gewinnen: Für Reisberg der Beweis, dass die Frage der Segelauswahl auch bei Fahrtenyachten eine essenzielle ist. Denn die OCEANIS 46.1 gibt es mit Tiefkiel und Performance-Laminaten auch durchaus als konkurrenzfähigen Flitzer.
Immer neben dem Fahrwasser der tastet sich die „ENJOY OCEAN“ nach Cuxhaven. Der Einfluss des ablaufenden Wassers ist ungebrochen und so nähert sich unsere Yacht schnell der Nordsee-Stadt. Auch hier sind die großen Marinas schon geschlossen, sodass ein Übernachtungsstopp bei den Schleppern eingelegt werden muss.
Stürmischer letzter Abschnitt
„Die Tide meinte es nicht gut mit uns“, so Lars Reisberg weiter: „Da wir unbedingt den Einschiffungstermin der Yacht in Bremerhaven einhalten mussten, waren wir gezwungen, auszulaufen – kommen was wolle!“ Aufstehen um 4.00 Uhr am Morgen – Reif auf dem Gelcoat! Die Yacht läuft bei ablaufendem Wasser in die Elbe aus, es ist stockdunkel. Bei 10 bis 11 Knoten (unter Maschine) tastet sich die Crew in vollkommener Dunkelheit von Fahrwassertonne zu Fahrwassertonne. Als es langsam hell wird und die Schubkraft des ablaufenden Wassers abnimmt, werden die Segel gesetzt. Scharhörn Riff wird gerundet – von hier aus wird es ungemütlich.
„Leider war die Vorhersage an diesem letzten Tag des Törns nicht sonderlich gut: Der Wind würde aus Süd kommen und bis auf 25 Knoten anschwellen. Da wir den Törn so geplant hatten, dass wir bei Kenterung der Tide am nördlichsten Punkt sein wollten um dann mit der Flut wieder die Weser „raufgespült“ zu werden, stünde der Wind gegen den Strom. Beste Aussichten für eine ruppige Welle.“ Ruppig ist dabei noch untertrieben – die „ENJOY OCEAN“ wurde auf den folgenden 8 Stunden arg gebeultet, mit Böen bis zu 29 Knoten und einem im Vergleich zur Elbe noch engeren Fahrwasser.
Großes „Hallo!“ an Bord als nach der Plackerei endlich Bremerhavens Kulumbuskaje, die längste Kaimauer der Welt, in Sicht kam und damit auch etwas Landabdeckung und weniger Schwell. Die Crew, kältegeplagt und durchgefroren, hatte nun ein wenig Zeit, sich nach dem Anlegen im Fischereihafen etwas aufzuwärmen. Für Skipper Reisberg ging es aber am nächsten Tag nochmals weiter.
Verladung der Charter-Yacht nach Griechenland
„Da bei unserer OCEANIS schon der praktische Großschotbügel angebaut war – das heißt, fest verbolzt und verklebt – wäre ein Abnehmen des Bügels nur mit viel Aufwand und möglicherweise mit einer Beschädigung der Struktur verbunden gewesen. Der Bügel müsste aber runter, um die Yacht per Schwerlaster nach Griechenland zu transportieren“, erklärt Reisberg. Und so entschieden wir uns, die Yacht aufgeriggt an Bord eines Frachters zu transportieren.
Der Skipper dampft die „ENJOY OCEAN“ am nächsten Tag längs, wo sie von einer versierten Crew an Deck gehoben und fest verschnürt wird. Nach 5 Tagen an Bord, 255 Seemeilen und vielen neuen Erfahrungen mit der OCEANIS 46.1 läuft der Transporter noch am selben Tag aus: Punktlandung. Die Yacht erreicht ab 5. Dezember den kroatischen Hafen Split und wird abgeladen: „Hier erhält die Yacht einen komplett neuen Unterwasserschiffs-Aufbau mit Osmose-Versiegelung und Mittelmeer-Antifouling“, so Reisberg. Die Yacht wird nun mit allen rechtlich vorgeschriebenen Utensilien sowie der kompletten Charterausstattung – von A wie Ankerball bis Z wie Zirkel – ausgerüstet. Reisberg freut sich: „Direkt nach Weihnachten wird die „ENJOY OCEAN“ dann nach Griechenland gesegelt – ein im Winter nicht anspruchsloser, dennoch sicher sehr aufregender Törn!“ Sie können der „ENJOY OCEAN“ bei diesem Törn auf facebook folgen.
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