Sie haben unseren Beitrag über die Überführung und Auslieferung eines EXCESS 11-Kats durch die Biscaya im Sommer schon gelesen? Wenn nicht, hier geht es zum Artikel. Einen weiteren EXCESS 11 empfängt unser Segel-Experte Lars Reisberg zwei Wochen später von den Werftvertretern im Namen und Auftrag unseres Kunden in Les Sables d´Olonne. Auftrag: Überführung nach Deutschland! „Eine spannende Reise“, sagt Reisberg vor dem Ablegen: „Die Biscaya in Richtung Nord durchqueren, dann der Englische Kanal und später durch die Nordsee.“
Dass das höchstwahrscheinlich kein Urlaubstörn werden wird, war der Crew bewusst. Mit unserem Lars Reisberg an Bord befinden sich zwei ausgesprochen erfahrene Segler: Andreas Behr segelt regelmäßig Überführungen auf Yachten und Schiffen aller Größen, die Biscaya und den Channel kennt er gut. Martin May, Synchronregisseur und Schauspieler, ist ambitionierter Freizeitsegler – und als „Fähnrich Ullmann“ aus Wolfgang Petersen´s legendärem „Das Boot“ die raue See gewöhnt. So zumindest scherzt unsere Crew noch beim Ablegen.
„Anfangs kommen wir sehr gut voran“, sagt Lars Reisberg mit Blick in das Logbuch: „Der Kat muss zwar am Wind segeln, was Doppelrümpfer eigentlich nicht mögen, aber hier beweist sich die clevere und leistungsfähige Konstruktion des EXCESS 11. 50 bis 55 Grad kommen wir hoch an den Wind, was für einen Kat wirklich sehr gut ist – und flott geht es auch noch voran!“ Leider hat Andi irgendwie und irgendwas mit eingeschleppt, die lange Atlantik-Dünung jedenfalls setzt ihn 15 Stunden nach Auslaufen außer Gefecht: Fischefüttern! „Das war anfangs vielleicht noch kurz witzig, wurde dann aber ernst. Seekrankheit setzt nicht nur körperlich außer Gefecht, sondern mindert nachhaltig die Fähigkeit, ordentlich Wache zu gehen, Entscheidungen zu treffen und aufmerksam die Funktion des Wachführers auszufüllen, wenn wir anderen schlafen“, erklärt Reisberg.
Auch wenn es Richtung Norden super läuft: Mit einem Drittel der Crew außer Gefecht lässt sich der Kat nicht sicher segeln. Das Dreimann-Wachsystem auf 2 Mann umzustellen, hält der Skipper für nicht safe. „Da sich das Befinden unseres Crewmitgliedes deutlich verschlechterte und ich – Dank tollem französischen Handynetzes – mit den neuesten Wetterdaten ein Schwerwindfeld in den Kanal ziehen sah, genau zu dem Zeitpunkt, da wir einfahren wollten, entschied ich mich, stattdessen in Brest anzulegen.“ Gesagt – getan. In Brest nutzt unsere EXCESS-Überführungscrew zwei Tage Pause für zünftiges Ausschlafen. Andreas geht es langsam besser: „Der Zwischenstopp kostete Zeit, war aber die einzig richtige Entscheidung“, so Reisberg später. „Nicht nur wegen unserem Crew-Kameraden, sondern auch, weil das, was da an Schwerwetter kam, echt nicht witzig gewesen wäre.“
Draußen im Kanal toben zwei Tage lang Windgeschwindigkeiten von 25-28 Knoten, in Böen bis +35 Knoten. Wellen von 4 Meter Höhe im Schnitt. „Das sind wirklich keine Bedingungen, in die ich mit einem Kundenboot geraten möchte. Nicht, dass unser Cat A-zertifizierter Katamaran das nicht abkönnen würde – man muss aber nun wirklich nicht den Helden spielen.“ Oder, wie in „Das Boot“ der Alte sagt: „Nur ein vorsichtiger Seemann ist auch ein guter Seemann.“ Und so legt unsere Crew den Katamaran 3 Tage später in Le Havre an, nach 460 Seemeilen ab Les Sables – es ist etwas Halbzeit auf der Überführung nach Deutschland. Der Grund: Ein statisches Tief über Irland (welches für die Hitzewelle in Südeuropa verantwortlich war), schaufelt immer wieder Starkwindfelder und damit sehr hohe Wellen in den Kanal. Reisberg entscheidet sich deshalb wieder, einen sicheren Hafen anzulaufen und im Kanal kein Risiko einzugehen. Die immerhin am dichtest frequentierte Seestraße der Welt, voller Transportschiffe, Fähren und allerlei Fischer, dazu die krasse Tide, ist bei gutem Wetter schon eine Herausforderung – das muss bei Sturm nicht sein!
Der Kat wird nun kommende Woche von einer zweiten Crew – Werft-Profis, die nur Lagoon und EXCESS überführen – nach Deutschland gebracht, wo unsere Mitarbeiter das Boot dann wieder übernehmen. Sie haben hier die Chance, den Kat zu besichtigen und auf den Teilstücken mitzusegeln: Senden Sie uns eine E-Mail für Terminabsprachen.
Der EXCESS 11 wird dann in Lübeck einige Sondereinbauten für die Langfahrt erfahren und findet vorerst seinen Liegeplatz in Deutschland, bevor unser Kunde und Eigner dann auf die ganz große Reise geht. Wann erfüllen Sie sich Ihren Traum vom Katamaran? Wir haben für 2022 noch einen der ganz wenigen Bau-Slots für Sie reserviert – frei konfigurierbar. Also: Kat Ahoi