Die Auslieferungs-Saison ist in vollem Gange und nach so langem Warten können wir endlich peu-a-peu unseren Kunden die Boote übergeben. Erst letzte Woche treffen wir uns wieder im sudfranzösischen Port Napoleon, wo wir nur 2 Wochen zuvor eine neue OCEANIS 40.1 an den Eigner übergeben hatten. Dieses Mal ist es eine nagelneue OCEANIS 34.1, getauft auf den wunderschönen Namen „LA VIE EN ROSE“, die wir übergeben dürfen.
Diese Übergabe ist etwas ganz Besonderes, denn dieses Mal ist „hinten raus“ genug Zeit, um den Wunsch unseres Kunden nachzukommen, ihn bei den ersten Meilen auf hoher See zu begleiten. Die Mitarbeiter von ENJOY YACHTING machen dies gern, wenn Zeit ist, im Rahmen ihrer Freizeit: So können wir unseren Eignern bei der Eingewöhnung helfen und die sonst 1-2 Tage dauernde Einweisung bei der Übergabe einer neuen Yacht kann ausgedehnt werden: Mehr Zeit für alle, alles in Ruhe zu testen. Für „LA VIE EN ROSE“ hat sich unser Segel-Experte Lars Reisberg einen Tag mehr Zeit genommen, die knapp 110 Seemeilen von Port Napoleon nach Santa Lucia bei Frejus, mit zu segeln. Und dies wurde zu einem wahren Segel-Abenteuer.
Anspruchsvolle Wetterbedingungen zwischen Cote d´Azur und Camargue
Abenteuer, denn die Südküste Frankreichs zeigte sich zwar für die Fotokameras von ihrer schönsten Seite – stahlblauer Himmel, keine Wolke und strahlender Sonnenschein – doch dafür blies es sehr kräftig. Im Hafen schon 13 bis 15 Knoten, wir waren froh, dass unsere Kommissionierungspartner vor Ort bei diesem Wind noch den Mast stellen und die Segel einziehen konnten. Nach der Übergabe und Erledigung aller Protokolle, wird eingekauft. Durchgesteckt und berechnet ist der Törn mit 22 bis 25 Stunden Segelzeit, Getränke, Snacks und „Nervennahrung“ werden an Bord gebracht, pünktlich um 11 Uhr werden die Leinen der „LA VIE EN ROSE“ eingeholt.
Seemännisch korrekt haben wir uns auf verschiedenen Plattformen die Wettervorhersage geholt. Angesagt sind bis zu 25 Knoten bis etwas zur Hälfte der Reise, danach nur noch schwacher Wind. Doch direkt nach Verlassen der schützenden Marina, noch immer im engen Fahrwasser, müssen wir kräftig Gas geben und gegenhalten, denn selbst hier wehen schon deutlich mehr als 22 Knoten. Die Rollsegel des – neu bei BENETEAU! – Seldén-Riggs sind schnell gesetzt, allerdings im letzten Reff. Die OCEANIS 34.1 beschleunigt vor dem Wind, mühelos stehen 7-8.5 Knoten auf der Logge. Und wir sind noch nicht einmal aus dem Hafen raus!
Eine Mistral-artige Wetterlage scheint sich mit einem südlich des italienischen Stiefel befindlichen, recht starrem und ungewöhnlich bewegungslosen Hochs zu vereinen – das zieht förmlich die Luft durch das Rhone-Tal (an dessem Ende Port Napoleon, einer unserer Kommissionierungshäfen, liegt LINK) aufs Meer, wo das Hoch die Strömung noch weiter anheizt und nach Süden zieht. Die OCEANIS 34.1 bekommt schon nach 2-3 Meilen „draußen“ mächtig Welle rein …
Oceanis 34.1 Performance by Marc Lombard
Als wir endlich das Verkehrstrennungsgebiet für den Öl- und Stahlhafen mit den vielen vor Anker liegenden Schiffen und ein- und ausfahrenden Hochsee-Frachtern hinter uns gelassen haben, können wir endlich etwas anluven und auch etwas mehr Segel rauslassen. Wir segeln die OCEANIS parallel zur Küste auf 120 bis 160 Grad vor dem Wind – hinten schäumt das Heckwasser, bisweilen sogar recht wütend.
Sowohl der Eigner als auch wir selbst sind dabei angetan von der Performance: Nicht so sehr von der Speed, die bei rund 9-10 Knoten liegt, in Spitzen beim Surf „bergab“ sogar einen Höchstwert von 12.4 Knoten (!) endet. Vielmehr beeindruckt das Seeverhalten des Rumpfes: „Ich habe kaum jemals ein so leises Boot gesegelt“, sagt Reisberg hinterher: „Kein Klappern, kein Scheppern, kein Knarzen und kein Knallen. Nur der Wind und die Wellen. Was bei einer Wellenhöhe von 3-4 Metern durchweg und bis z 5 Metern maximal schon erstaunlich ist.“ Vielleicht ist dies aber gar nicht so verwunderlich – so wurde der OCEANIS 34.1-Rumpf (genau wie der der 40.1) vom Meister-Designer Marc Lombard gezeichnet, der sonst IMOCAS, Class 40 und One-Offs entwirft.
Überlegen reagiert auch der Autopilot: Die Umstellung von B&G auf Raymarine bei den BENETEAU-Segelyachten im letzten Jahr hat nicht nur Freunde gefunden. „Ich muss ehrlich sagen, dass mich diese Nachricht persönlich nicht sehr erfreut hat. Als Segler ist man irgendwie an B&G gewöhnt.“, so Reisberg. Doch, das NMEA-2000-Netzwerk mit allen Anzeigegeräten funktioniert tadellos, vorweg der kraftvolle Autopilot, der bis auf einen Sonnenschuss in einer gewaltigen Bö die ganze Zeit über stoisch und präzise seine Arbeit verrichtet.
Ein Ritt mit der Achterbahn
Leider – vor allem zum Leidwesen der weiblichen Begleitung – stellt sich im Laufe des Törns die Wettervorhersage als verlässlich heraus. Die Windgeschwindigkeiten bleiben bei 25 – 28 Knoten TWS und wo ab etwa Hälfte der Reise in Höhe Iles de Hyeres der Wind nachlassen sollte, weht es weiter. Schlimmer noch, der Nordwind wird in einen parallel zur Küstenlinie laufenden Westwind umgelenkt. Da der Wind nun viele, viele Kilometer und Stunden Fetch bekommt, türmt sich eine lange, hohe Dünung auf. Achterbahnfahrt. Kotzwelle.
„Einen Vorteil hatte dieses Wetter“, sagt Lars Reisberg: „Durch die hohe Speed wird sich am Ende die Gesamtdauer des Törns auf 17 Stunden verkürzen, was toll ist. Zudem sind bei dem Sauwetter keine, wirklich kein einziger, Fischer draußen, was das Steuern und den Ausguck nach Sonnenuntergang erheblich erleichtert hat.“ Mitten in der Nacht nähert sich sogar ein Helikopter der Küstenwache im Tiefflug und beleuchtet unsere Yacht – sicherlich fragten die sich auch, wer bei diesem Wetter da entlang geflogen kommt …
Durchgeschüttelt, etwas fröstelig aber glücklich erreicht die „LA VIE EN ROSE“ bei ab Höhe Saint Tropez endlich auf 15-17 kn nachlassendem Wind den neuen Heimathafen bei Frejus. Das erste Anlegemanöver römisch-katholisch in den Moorings bei völliger Dunkelheit meistert unser Eigner ohne Probleme, wir fallen in einen traumlosen Erschöpfungsschlaf …
Kleines Boot ganz groß!
Zufrieden wachen wir etwas später auf: Der aromatische Duft frischen Kaffees weckt uns, das obligatorische Baguette mit Erdbeer-Konfitüre und allerlei Leckeres helfen dabei, auf die Beine zu kommen. Wir blicken zurück auf eine spannende, rasante und seemännisch wie seglerisch nicht unaufwändige Reise: Die OCEANIS 34.1 – obschon eher zu den kleinen Yachten gehörend – hat sich in der kochenden Suppe des wütenden Meeres beeindruckend geschlagen. „Wir konnten eindrucksvoll sehen, wie überlegen die auf Halb- und Vorwindkurse optimierten Rümpfe moderner Yachten dieses Wetter wegstecken“, so Reisberg. Mit minimaler Segelfläche segelte der Cruiser stets unterhalb des Limits.
Den Eignern und allen Gästen der „LA VIE EN ROSE“ wünschen wir viele, viele weitere Meilen Segelspaß auf dem Mittelmeer. Vielleicht mit etwas weniger Wind und etwas mehr Temperatur. Sie interessieren sich für die OCEANIS-Fahrtenyachten aus dem Hause BENETEAU? Wir sind Ihre Segel-Spezialisten in Deutschland mit Auslieferung und Service in ganz Europa – und freuen uns über Ihre Kontaktaufnahme.